- Gibt es den Fachkräftemangel in Deutschland wirklich?
- Fachkraft ohne Zeugnis und Ausbildungsnachweis
- Zugangsvoraussetzungen sollten überprüft werden!
- Fachkräftemangel durch falsche Unternehmenspolitik
- Was unbedingt geschehen muss um den "Fachkräftemangel" zu beseitigen!
Gibt es den Fachkräftemangel in Deutschland wirklich?
In Deutschland gelten Scheine, also schriftlich bestätigte Abschlüsse! Nur Absolventen mit entsprechenden Zertifikaten, Zeugnissen und schriftlichen Ausbildungsnachweisen werden als Fachkräfte anerkannt und akzeptiert. Praktische Erfahrungen zählen im Allgemeinen wenig, da diese nicht ausreichend belegt werden können. Unserer Meinung nach führt genau diese Herangehensweise, die gerade bei großen Unternehmen und Institutionen Anwendung findet zu dem allseits beklagten Fachkräftemangel.
Fachkraft ohne Zeugnis und Ausbildungsnachweis
Fachkräfte ohne Zeugnisse oder schriftlichen Beleg gibt es im Überfluss. Allein die praktische Erfahrung durch Tätigkeiten in verschiedenen Unternehmen befähigt arrangierte Mitarbeiter auch ohne Lehre oder Studium höher qualifizierte Aufgabebereiche wahrzunehmen. Oft arbeiten sich Beschäftigte in verschiedene Aufgabenbereich so stark ein, dass sie "studierten" Bewerbern aus unternehmerischer Sicht bevorzugt behandelt werden sollten. Leider sehen dies die Personaler besonders in großen Firmen nur sehr selten da sie natürlich nicht jeden Einzelnen im Auge haben können. Der Fachkräftemangel wird somit beklagt obwohl ausreichend Fachkräfte im eigen Unternehmen vorhanden sind, diesen jedoch wegen fehlendem schriftlichen Beleg oder Prüfungsnachweis nie eine Chance gegeben wird.
Zugangsvoraussetzungen sollten überprüft werden!
Wer über Fachkräftemangel klagt und geeignete Mitarbeiter sucht, sollte sich erst mal in den eigenen Reihen umschauen. Die Zugangsvoraussetzungen werden oft aus falschem Enthusiasmus viel zu hoch angesetzt und besser geeignete Mitarbeiter werden übersehen. Viele potentielle Mitarbeiter fallen bei der Suche nach Fachkräften durch das Raster, da geforderte Zeugnisse nicht vorhanden sind, nie eingefordert wurden oder ihre Daten nur noch eine Karteileiche in der Abteilung Personal sind. So werden oft interne Ausschreibungen für eine neu zu besetzende Stelle nicht hinreichend kommuniziert oder finden erst gar nicht statt.
Fachkräftemangel durch falsche Unternehmenspolitik
Das excessive Schielen auf Zeugnisse, Zertifikate, Abschlüsse und Belege führt gerade bei großen Unternehmen, Firmen und Arbeitgebern zum Fachkräftemangel. Diese Behauptung möchten wir an zwei Beispielen fest machen.
Beispiel 1 DHL:
Einstellung als Verlader / Transportkraft (Hilfsjob – Entgeldklasse 1)
vorherige Tätigkeit: Leiter Betrieb bei Servicepartner von DHL mit 15 jähriger Berufserfahrung in Mitarbeiter- und Fahrzeugkoordinierung, Zustellung und Betriebsablauf. Danach 10 Jahre selbständiger Unternehmer
nach 1,5 Jahren immer noch Verlader, Lebenslauf oder Bewerbung wurde nie angefordert.
Beispiel 2 Land Sachsen:
Geschäftsführer ist zugelassenen Praxispartner bei einer Berufsakademie als Ausbildungsbetrieb für Diplom-Wirtschaftsinformatiker mit AdA-Schein. (Fachschulstudium mit Master- und Bachelorabschluss)
Laut Aussage der SBA (Sächsische Bildungsagentur) reichen die Zeugnisse (Facharbeiter plus AdA-Schein, Beruferfahrung Metall, Werkzeugmacher, Speditionskaufmann, Finanzkaufmann) nicht aus um "Hilfsfacharbeiter" als Praxislehrer auszubilden.
Andere Lehrlinge in Facharbeiterberufen dürfen (egal welches Fachgebiet) im Betrieb im Rahmen der dualen Ausbildung unterrichtet werden.
Was unbedingt geschehen muss um den "Fachkräftemangel" zu beseitigen!
Fachkräfte gibt es genug! Wichtig ist, dass Unternehmenskonzepte überdacht werden! Der sorgfältige und am Mitarbeiter interessierte Umgang mit Angestellten eröffnet viele Perspektiven und erspart oft die suche nach der benötigten Fachkraft, da diese schon lange da ist. Jedes Unternehmen sollte sich fragen ob es an den bequemen starren Rekrutierungsversuchen fest hält oder mal in den eigenen Reihen sucht um die besten Fachkräfte zu finden. Unternehmen und Institutionen sollten viel mehr den persönlichen Kontakt zu dem bereits vorhanden Mitarbeitern suchen und geeignete Fachkräfte finden, denn diese sind meistens schon da! Zugangsvoraussetzungen anhand von Zeugnissen festzumachen ist bei jungen Berufseinsteigern sicherlich sinnvoll jedoch bei erfahrenen (älteren Arbeitnehmern) Mitarbeitern wirtschaftlicher Blödsinn.